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Ressourcennutzung der Fichte – Kräfte sammeln für die nächste Blüte

Weibliche Blüte der FichteDem ein oder anderen aufmerksamen Waldbesucher oder Teilnehmer meiner naturnahen Workshops ist es schon aufgefallen: die Fichten blühen. Bald schon werden sich gelbe Pollenwaben über Autos und Terrassen legen. Die Fichtenblüte ist kein alljährliches Ereignis. Fichten blühen nur alle 4 bis 7 Jahre. Zudem blühen Fichten meist erst im Alter von 10 Jahren zum ersten Mal.

Warum dient dies der optimalen Ressourcennutzung?

Zwischen April und Mai entwickeln die Fichten ihre männlichen und weiblichen Blüten. Junge Bäume zeigen zunächst nur weibliche Blüten, kleine anfangs stehende violette Zapfen. Die männlichen Blüten sind etwa 1 cm lang und wechseln von rosa zu gelb. Nur diese bilden den gelben Blütenstaub aus. Der Großteil dieser Pollen wird durch Regen in den Boden eingeschwemmt und von den Bodenlebewesen zersetzt. So werden sie zu einem wertvollen Bodendünger. Das ist eines von zahlreichen Beispielen für nachhaltige Prozesse in der Natur.

In manchen Jahren blühen die Waldbäume besonders reichlich und bilden viele Samen. Man spricht von Mastjahren. In den darauffolgenden Jahren ist die Blüte weniger ausgeprägt. Doch warum? Die Fichte steckt in die Blüte sehr viel Kraft, vernachlässigt in Mastjahren das Wachstum. Daher blüht sie im Folgejahr kaum, teilweise gar nicht. Sie konzentriert sich auf Bereiche, die sie während des Blühjahres vernachlässigt hat, auf das Wachstum. Dieses Phänomen dient der effizienten Ressourcennutzung des Baumes und hilft dem Baum, nachhaltig gesund zu wachsen, ohne die Versamung zu vernachlässigen, die für die Erhaltung der Art notwendig ist.

Doch auf Grund des Klimawandels und der damit verbundenen zunehmenden Trockenheit bekommen die Fichten Existenzängste, so dass es zu immer häufigeren Abfolgen der Mastjahre kommt. Das hat wiederum zur Folge, dass sich der Baum zusätzlich schwächt. Und ein schwacher Baum ist noch anfälliger für Schädlings- und Pilzbefall, ein tödlicher Kreislauf.

Auch in der Wirtschaft, in jedem einzelnen Unternehmen, gibt es diese Zyklen von Mastjahren und mageren Jahren. Das Beispiel der Fichte ist ein möglicher Anhaltspunkt in meinen Teamworkshops, um Diskussionen und Überlegungen anzuregen: In welcher Phase ist das Unternehmen gerade? Und wie können wir diese Phase nutzen? Wenn es kein „Mastjahr“ wird, wie können wir uns am besten konsolidieren und aufstellen, um wieder kräftig aufzublühen und zu wachsen?

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